Poesie: Was Ich Alles Nicht Kann

Hast du dir schon einmal die Frage gestellt, was du alles nicht kannst? Sie klingt sehr negativ oder gar provokant. Warum sollte man das auch jemanden fragen? Ich weiß es auch nicht.

Ich weiß auch nicht mehr, wie wir darauf gekommen sind, aber wir haben darüber geredet. Und seitdem, geht mir diese Frage nicht mehr aus dem Kopf. Zuvor habe ich sie schon einmal gestellt bekommen. Das war in der Arbeit. Wenn man in einem gewissen Bereich arbeitet, sollte man doch alles können, was man dafür braucht. Zumindest bewirbt man sich in der Regel dann, wenn man einen Teil des geforderten mit dem eigenen Können abdecken kann. In Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch geht man seine eigenen Fähigkeiten immer wieder durch. Die eigenen Stärken und Schwächen eben. Aber außerhalb des Berufs, wirkt diese Frage anders. Also, was kannst du nicht?

Ich tue mir immer noch schwer, diese Frage zu beantworten. Natürlich gibt es da eine Menge. Alles was man nicht gelernt hat. Sprachen zum Beispiel. „Je ne peux parler français“, heißt übersetzt „Ich kann kein Französisch“. Oui oui. Da ich es mit Sicherheit falsch ausgesprochen habe, heißt das für mich eher, ich kann einen übersetzten Text nachplappern. Spanisch kann ich noch ein bisschen. Ich würde es aber gerne besser können. Zeichensprache wäre auch ganz hilfreich, die würde ich gerne noch erlernen. Und wenn ich es Erlernen würde, dann würde ich es irgendwann können.

Beantwortet das also meine Frage, nach allem was ich nicht kann? Mal überlegen… Was kann ich noch nicht? Musikinstrumente gibt es einige. Natürlich kann ich keine Harfe spielen. Aber vielleicht könnte ich es? Was hindert mich daran? Was hindert dich daran Harfe zu lernen? Die Zeit? Ja, die Ausrede kenne ich nur zu gut. Mehr Zeit können wir uns nicht kaufen. Aber auf die Frage was ich alles nicht kann, möchte ich wirklich nicht mit übernatürlichen Superkräften antworten.

Wie beantworte ich diese Frage nun? Gibt es etwas, das ich gerne können würde? Es gibt einiges, in dem ich gerne besser wäre. Ich wäre gerne besser darin, die Bilder aus meinen Kopf auf Papier zu bringen. Ich würde gerne weniger Zeit damit verbringen, meine Ideen, Skizzen und Zeichnungen selbstkritisch und voller Ungeduld zu zerknüllen und in den Müll zu schmeißen. Geduldig sein. Vielleicht ist das etwas, das ich nicht kann? Daran könnte ich arbeiten und lernen mit meiner Ungeduld besser umzugehen. Ob ich eine Charaktereigenschaft je ändern kann, muss ich wohl abwarten. Aber sie ändern zu wollen, das kann ich schon.

Es ist schon ironisch, dass ich mir diese Fragen kurz vor Silvester stelle. Höchste Zeit die Neujahrsvorsätze zu planen. Ich könnte wieder einmal versuchen damit aufzuhören, auf meinen Fingernägeln rumzukauen und sie mir immer wieder abzureißen, bis es wieder tagelang weh tut. Vielleicht schaffe ich es wieder eine Weile, bis ich mir wieder eingestehen muss, es nicht zu können. Ich könnte es auch mit den Klassikern versuchen. Mehr Sport, kein Alkohol, kein Fleisch, keine Schokolade, und so weiter. Das könnte ich. Aber wem muss ich das schon beweisen, außer mir selbst. Und ich selbst, rede mir einfach weiter ein, dass ich immer und jederzeit darauf verzichten kann, wenn ich es will.

Je länger ich nun über die Frage, was ich alles nicht kann, nachdenke, fallen mir auch Dinge ein, um die ich froh bin sie nicht zu können. Ich komme vom Land und mein Opa war Jäger, mein Papa Polizist. Beide haben mir nie gelernt mit einer Schusswaffe umzugehen. Ich kann mich dafür einfach nicht begeistern und das fehlt mir auch nicht. Das Leben von Lebewesen zu beenden, ich könnte das einfach nicht. Dafür bin ich Sanitäter geworden. Wenn ich das erwähne habe ich schon oft von anderen gehört: „Also ich könnte das nicht! Ich kann nämlich kein Blut sehen“. In beiden Fällen ist das auch gut, sich einzugestehen Manches nicht zu können oder besser gesagt nicht können zu wollen.

Das wären also schon mal ein paar Dinge auf meiner Liste, die ich nicht kann. Ich musste wieder an den Ursprung dieser Frage denken. Du hast sie mir gestellt, als wir uns kennengelernt haben. Vielleicht blieb sie mir deshalb so lange im Kopf. Sie erinnert mich nicht an das, was du oder ich nicht können. Sie erinnert mich an dich.
Und ich glaube nach allem, was ich… was wir durchgemacht haben, kann ich sie beantworten. Ich konnte dich lieben und ich kann dich jetzt loslassen. Zumindest versuche ich es. Aber ich habe festgestellt, dass ich dich nicht in meinem Leben behalten kann. Das würde mich nur zerreißen. Und ich kann dich nicht vergessen.

Jemand hat mir mal gesagt, dass wir von jedem Menschen, den wir kennenlernen, auch selbst etwas lernen können. Von dir habe ich gelernt, mit dieser Frage umzugehen. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, denke ich nicht an alles, was ich nicht kann. Ich denke an alles, was ich will und wie ich gerne sein möchte. Und ich denke an dich. Und jetzt weiß ich, ich kann die Situation nicht ändern. Was ich ändern kann, ist, wie ich damit umgehe. Ich kann entscheiden, ob ich Fragesteller oder Beantworter bin dieser Frage bin. Ich kann mich entscheiden, ob ich meine Zeit damit verbringen möchte, dem nachzutrauern, was ich nicht ändern kann oder anfangen, das zu ändern, was ich ändern will.

Was bist du? Fragesteller oder Beantworter deines Lebens?

Dieser Text wird im Podcast AItorial von ChatGPT analysiert und interpretiert.

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